St. Martins-Kirche
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Springe, Stadt
- Gemarkung
- Bennigsen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Bennigsen
- Adresse
- Am Gut
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1906
- bis
- 1907
- Personen
- Wendebourg, Eduard
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 28820315
- Objekt-Nr.
- 42
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Die von Eduard Wendebourg entworfene und 1907 fertiggestellte St. Martin-Kirche befindet sich am nördlichen Rand des Rittergutes auf der Grünfläche eines kleinen, seit 1874 aufgelassenen Kirchhofs, der an der Straße durch eine steinerne Einfriedung und an den anderen Seiten von Wirtschaftsgebäuden begrenzt ist. Die Staffelhalle auf kreuzförmigem Grundriss unter Satteldach ist im Osten durch einen Choranbau mit geradem Schluss erweitert, die Querhausflügel treten nur gering aus der Flucht des Langhauses hervor. Der Turm an der Westseite auf eingezogenem quadratischem Grundriss ist durch ein schlankes Pyramidendach bekrönt, dessen acht Seiten vier Giebel über den Schallluken bilden, in denen sich jeweils ein Uhrenziffernblatt befindet. In den von Chor, Querhaus und Turm gebildeten Winkeln befinden sich kleinere Anbauten für die Sakristei und Ein- bzw. Emporenaufgänge, Räume unterhalb der Kirche dienen als Grablege der Familie v. Bennigsen. Die äußere Mauerschale ist aus grob bossierten Kalksteinquadern, Gliederungselemente wie Fenster oder Eckquaderungen in hellem Sandstein sind zum Teil aufwendig verziert. Die Lage großer spitzbogiger Fenster über kleineren Fenstern mit rechteckiger Einfassung lässt von außen auf die Anlage der Empore schließen, die sich im Inneren über das westliche Langhaus und den südlichen Querhausflügel erstreckt. Das kreuzgratgewölbte Langhaus ist durch kräftige Pfeiler auf quadratischem Grundriss in ein breites Mittelschiff und schmale Seitenschiffe geteilt. Das ebenfalls breite aber gering ausladende Querhaus unterstützt zusätzlich die im protestantischen Kirchenbau übliche Zentralisierung des Andachtsraums. Der umgehbare Altar im dreistufig erhöhten Chor ist auf der steinernen Mensa mit hölzernem Retabel und Kommunionsschranken in mittelalterlichen Formen ausgestattet. Der hölzerne neugotische Korb der seitlich im Winkel von Chor und Querhaus aufgestellten Kanzel steht erhöht auf einem Sandsteinpfeiler mit vier kleinen eingestellten Säulen. Auch die Taufe im nördlichen Querhaus ist pfeilerartig aus Sandstein aufgebaut, sie ist an den Seiten mit allegorischen Reliefs der vier Paradiesflüsse verziert. Bauzeitlich sind auch das Gestühl, die Orgel auf der Westempore und die bunten Verglasungen der großen Fenster. Auf der südlichen Patronatsempore befindet sich aus der Grablege des Vorgängerbaus u. a. der barocke Prunksarg von Jacob Franz v. Bennigsen (1654–1731). Die farbigen Dekorationen der hell geputzten Wände sind eine 1979/80 ausgeführte Erneuerung der ursprünglichen Ausmalung.
- Denkmalbegründung
- Ein Kirchspiel im bereits Ende des 10. Jh. nachgewiesenen Ort ist ab 1320 in den Urkunden greifbar, zu dieser Zeit wird bereits ein Kirchenbau bestanden haben, ebenso wie die 1311 erwähnte Wasserburg der Familie v. Bennigsen. Nach Einführung der Reformation wurden der Familie 1554 Patronatsrechte vom Lehnsherrn bestätigt und wohl zu Beginn des 18. Jh. erweitert, sie werden bis heute vom Eigentümer des immer noch in Familienbesitz befindlichen Rittergutes ausgeübt. Als Ersatz für den 1522 während der Hildesheimer Stiftsfehde niedergebrannten mittelalterlichen Bau errichtete man 1554 auf den alten Grundmauern eine neue Kirche, die im 18. Jh. weitreichend erneuert wurde. Nachdem im Juli 1905 durch Blitzeinschlag auch dieser Bau vollständig abgebrannt war, entschied sich die Kirchengemeinde für den Neubau nach einem Entwurf des hannoverschen Architekten Eduard Wendebourg (1857-1940). Die Grundsteinlegung fand 1906 statt, 1907 konnte der Bau eingeweiht werden. Der von C. W. Hase ausgebildete Wendebourg ist durch zahlreiche Werke im überwiegend kirchlichen Bereich in Norddeutschland bekannt. Sein Entwurf orientiert sich, wie zu dieser Zeit im Bereich der hannoverschen ev.-luth. Kirche üblich, an den Richtlinien des Eisenacher Regulativs von 1861 und an mittelalterlicher Formensprache, die jedoch zeitgenössisch beeinflusst mit stark geometrisierenden Formen und Betonung des Materials wie der kräftigen Bossierung der Mauersteine verbunden ist. Abgesehen vom Verlust der den Weltkriegen geopferten Bronzeglocken und der im Rahmen von Sanierungsarbeiten in den 1970er Jahren erneuerten Innenausmalung ist die Kirche mit der von Wendebourg gestalteten Innenausstattung in einem bemerkenswert authentischen Zustand, sie ist beispielhaft für protestantischen Kirchenbau in wilhelminischer Zeit und ein städtebaulich ortsbildprägendes Element im räumlichen Gefüge der Rittergutsanlage. An ihrer Erhaltung besteht daher ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 28823577 | Gutshof (Baukomplex) | Rittergut Bennigsen I
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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