Gebietsfreischaltung in der Bau- und Kunstdenkmalpflege: Der Landkreis Nienburg

Von Clara Wilding

Der Landkreis Nienburg befindet sich in der Mittelweserregion, eine Landschaft im zentralen Niedersachsen und gliedert sich in 36 Gemeinden mit insgesamt etwa 120.000 Einwohnern. Von Norden nach Süden fließt die Weser durch den Landkreis und teilt ihn in zwei Hälften, wobei die westliche Hälfte an den Landkreis Diepholz und die östliche Hälfte an die Region Hannover mit dem unmittelbar benachbarten Steinhuder Meer grenzt.

Im Denkmalverzeichnis des Landkreises Nienburg befinden sich etwa 950 ausgewiesene Bau- und Kunstdenkmale, die ein umfangreiches Spektrum der Baukultur vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert abbilden. Einen großen Anteil dieser Denkmale bilden die regionaltypischen Hofanlagen aus, deren historische Speicherbauten, Backhäuser und Ställe sich um niederdeutsche Hallenhäuser gruppieren, die zumeist in Ziegelfachwerk, wie die Alte Schmiede in Bücken, seltener auch in Massivbauweise ausgeführt sind. Ausgelagerte Scheunenviertel in Wellie und Liebenau geben zudem Auskunft darüber, wie in der Vergangenheit städtebauliche Lösungen gefunden wurden, um Feuerbrünste innerhalb von Dörfern von den wertvollen Vorräten und Maschinen fernzuhalten.

Viele der kleineren und größeren Ortschaften haben neben den Zeugnissen des Wohnens auch denkmalgeschützte Kirchen, wie die romanischen Kirchen St. Gangolf in Wietzen und St. Clemens in Marklohe oder auch die neugotische Backstein-Kirche von Wilhelm Meßwarb in Leese, die Kirche St. Georg in Eitzendorf, errichtet durch Conrad Wilhelm Hase und die Pfeilerbasilika St. Materniani in Bücken. Im Süden des Landkreises, westlich und östlich der Weser befinden sich weiterhin gleich zwei bedeutende Klosteranlagen. Das Kloster Schinna beherbergt die Reste des ehemaligen Benediktinerklosters aus dem 16. Jahrhundert, während die weitläufige Anlage des Klosters in Loccum mit Gebäuden aus dem 13. Jahrhundert ein herausragendes Beispiel eines mittelalterlichen Zisterzienserklosters darstellt, wie es nördlich der Alpen eine wahre Seltenheit ist.

Weitere Denkmale geben Auskunft über das Arbeiten und die wirtschaftliche Versorgung in früheren Jahrhunderten. Der Landschaftsverband Weser-Hunte e.V. veröffentlichte 2008 einen Mühlenführer, der die weithin sichtbaren denkmalgeschützten Landmarken, wie die beiden Galerieholländerwindmühlen in Warmsen und den seltenen Bautyp der Paltrockwindmühle in Rodewald erlebbar macht. Neben den Windmühlen sind auch die Wassermühlen, wie die beiden Meyersiek’schen Mühlen in Steyerberg regionaltypisch in der Mittelweserregion, die durch weite Moore und fruchtbare Böden geprägt ist.

Doch neben der überwiegend ländlichen Bebauung hinterließ auch der regionale Adel bauliche Spuren, die an reiche und prunkvolle Zeiten zurückerinnern. In Eystrup befindet sich das neuromanische Mausoleum als Grablege der Familie von Kronenfeldt und in Brokeloh ist die 1545 erbaute Wasserburg durch die Familie von Münchhausen zu finden. Doch wer den Landkreis Nienburg mit dem Adel in Verbindung bringt, der wird besonders auf das Adelsgeschlecht der Hoyaer Grafen stoßen, welche die ehemalige Grafschaft Hoya seit dem Mittelalter besiedelten und zeitweise die gesamte Mittelweserregion regierten – bis die Linie der Grafen Ende des 16. Jahrhunderts ausstarb. So befindet sich im heutigen Gebiet des Landkreises Nienburg beispielweise in Drakenburg ein erhaltenes Prachtportal im Stil der Weserrenaissance, das an den Ausbau eines ursprünglichen Rittergutes zu einer Schlossanlage erinnert und in Hoya die weithin sichtbare Schlossanlage am Ufer der Weser. Weitere Burgen und Schlösser in Uchte, Steyerberg, Liebenau und Stolzenau fielen Kriegen oder Baumaßnahmen des 20. Jahrhunderts zum Opfer, die vor Einführung des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes 1978 stattfanden.

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.