Einfamilienwohnhaus

Datenblatt

Landkreis: Osnabrück, Stadt

Gemeinde: Osnabrück, Stadt

Gemarkung: Osnabrück

Orts-/Stadtteil/Lage: Westerberg

Adresse: Bergstraße 47

Objekttyp: Einfamilienwohnhaus

Baujahr: 1939

Denkmalstatus: Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)

Bedeutung: geschichtlich, städtebaulich

Im Denkmalverzeichnis: Ja

Objekt-ID: 53283174

Objekt-Nr.: 1543

Fachbereich: Bau und Kunst

Beschreibung: Einfamilienwohnhaus, freistehend und von der Straße abgerückt auf einem schmalen, unregelmäßig parzellierten Gartengrundstück. Ein- bis zweigeschossiger, traufständiger Ziegelbau auf Kellersockel unter ziegelgedecktem Satteldach, Fassaden aus gelblichem Bruchstein gemauert, Haus- und Fenstertüren mit leicht segmentbogigem Sturz, Fensteröffnungen meist rechteckig. Die östliche Straßenfassade links mit zweigeschossigem Risalit unter Zwerchgiebel, hier im Erdgeschoss breites, längsrechteckiges Fenster und im Obergeschoss darüber schmale, segmentbogige Fenstertür als Französischer Balkon, der rechte Fassadenteil mit sandsteingerahmter Hauseingangstür, flankiert von kleineren Fensteröffnungen, davor eine Freitreppe und ein von der Straße ansteigender Weg, die Haustür mit gesprosster Verglasung und Gitter sowie mit segmentbogigem Oberlicht, darin ein Eisengitter mit integrierter Laterne, auf der Dachfläche eine niedrige Schleppgaube. Die westliche Gartenseite zweigeschossig, ein Anbau rechts unter abgeschlepptem Dach eingeschossig, im Erdgeschoss mittig zwei Fenster und seitlich je eine verglaste Fenstertür mit abgesenkter Sturzhöhe, im Obergeschoss rechts zwei Fensteröffnungen, die dritte Achse mit Fenstertür, davor ein schmaler Balkon. Die nördliche Giebelfassade mit kleinen Fenstern und Nebeneingang wie der Südgiebel nutzungsbezogen angelegt. Bauzeitliche Fenster im Kellergeschoss sowie an der Südseite des abgeschleppten Anbaus erhalten. Nordwestlich neben dem Wohnhaus und über eine Mauer mit diesem verbunden hinter einer Einfahrt zurückgesetzt die zeitgleich errichtete Garage unter Pultdach, ebenfalls in bruchsteinverkleidetem Ziegelmauerwerk. Errichtet 1938/39 nach Entwurf des Osnabrücker Architekten Fritz Stahlenburg.

Denkmalbegründung: Das Einfamilienwohnhaus mit Garage an der Bergstraße 47 in Osnabrück wurde im Jahre 1938/39 errichtet für Stephan Kaiping, der Prokurist bei der Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerke AG war. Es entstand zwischen anspruchsvollen Wohnbauten der frühen 1920er Jahre auf einem abgeteilten Grundstück in bester Osnabrücker Wohnlage am Westerberg. Nördlich angrenzend befand sich die ehemalige Lohmühle, dessen Mühlenstumpf in einen Villenbau von 1922 integriert wurde, südlich schloss das Firmengelände der Osnabrücker Aktien-Bierbrauerei an, die ab 1859/60 (bis 1987) am Westerberg ansässig war und ab 1861 auch eine Gartenwirtschaft unterhielt. Der im Februar 1938 zur Genehmigung eingereicht Entwurf des Einfamilienwohnhauses stammt von dem 1903 geborenen Osnabrücker Architekten Fritz Stahlenburg. Von Stahlenburg sind zwei weitere Osnabrücker Bauten der direkten Nachkriegszeit bekannt, das 1950 an der Ecke Lotter Straße/ Bergstraße erbaute Ritz-Kino (nicht erhalten) und das Gebäude des Deutschen Gewerkschaftsbundes am Neuen Graben (baulich überformt) aus dem Jahr 1953. Stahlenburg gibt sich bei beiden Bauten als konservativer Architekt zu erkennen, der beim Kino sogar noch zu dieser Zeit zwecks Nobilitierung des Baus zu klassizistischen Zitaten gegriffen hat. Der Bau an der Bergstraße 47 ist typisch für ein anspruchsvolles Einfamilienwohnhaus des gehobenen Bürgertums der späten 1930er Jahre. Der Grundriss unterscheidet sich bewusst von den freien und offenen Anordnungen der avantgardistischen Architektur der 1920er Jahre, vielmehr bildet die Raumanordnung strenge, hierarchisch durchdachte Abfolgen. Anklänge an das Neue Bauen der 1920er Jahre finden sich allenfalls am Äußeren in den nutzungsbezogenen und nur bedingt symmetrischen Fensteranordnungen. Vielmehr liegt eine Rezeption traditioneller Wohnhausformen vor, nicht zuletzt auch des klassizistisch geprägten Landhauses, wie es für den Reformstil der Zeit kurz nach 1900 und der konservativen Architektur der 1920er Jahre charakteristisch ist. Diese Vorbilder werden bei der Bergstraße 47 durch die Wahl der Einzelformen und der Baumaterialien in einem für die 1930er Jahre typischen landständigen, rustikalen Stil umgedeutet. Entscheidend ist hierfür am Außenbau die Wahl einer sehr schwer wirkenden Bruchsteinverkleidung. Trotz des ostentativ großen Aufwandes beim Bau des Hauses lassen sich in einzelnen Zügen zeittypische Maßnahmen zur Materialeinsparung erkennen. So ist das Gebäude im Gegensatz zu der äußeren Anmutung kein reiner Naturstein-, sondern ein bruchsteinverkleideter Ziegelbau. Nicht tragende Innenwände wurden in Leichtbauweise errichtet. Die im Norden stehende Garage verdeutlicht, dass ein Automobil zur selbstverständlichen Ausstattung des bürgerlichen Haushaltes zählte. Das Wohnhaus an der Bergstraße 47 hat eine geschichtliche Bedeutung aufgrund seines Zeugnis- und Schauwertes für die Baugeschichte und ist ein Werk des lokal bekannten Architekten Fritz Stahlenburg. Es ist ein für Osnabrück und darüber hinaus für Niedersachsen in diesem Anspruch und dem weitgehend ungestörten Erhaltungszustand ein seltenes und beispielhaftes Einfamilienwohnhaus des gehobenen Bürgertums der späten 1930er Jahre. An den progressiven Wohnhausbau der 1920er Jahre erinnern nur Reminiszenzen. Neben den repräsentativen Villen im Umfeld prägt das Haus das Straßenbild in diesem Abschnitt der Bergstraße und ist damit auch von städtebaulicher Bedeutung. Aus diesen Gründen liegt die Erhaltung des Einfamilienwohnhauses mit Garage im öffentlichen Interesse.

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