Dom St. Mariä Himmelfahrt

Datenblatt

Landkreis
Hildesheim
Gemeinde
Hildesheim, Stadt
Gemarkung
Hildesheim
Orts-/Stadtteil/Lage
Hildesheim
Adresse
Domhof
Objekttyp
Dom
Baujahr
9.Jahrhundert
bis
21.Jahrhundert
Denkmalstatus
Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
Bedeutung
geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
Im Denkmalverzeichnis
Ja
Objekt-ID
37522313
Objekt-Nr.
238
Fachbereich
Bau und Kunst
Denkmalthema
Welterbe Welterbe-Hildesheim
Beschreibung
Auf eine Gründung Kaiser Ludwigs des Frommen zurückgehend, die nach der Domchronik des Thangmar durch ein Reliqienwunder ausgelöst worden sein soll, setzt sich das heutige Domgebäude aus Bauteilen zusammen, die auf den karolingischen Dombau Bischof Altfrieds aus der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts, auf Brand bedingten Überformungen des frühen 11. Jahrhunderts unter Bischof Bernward sowie Erneuerungen durch Bischof Hezilo in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zurückgehen. In ihren Episkopaten war eine dreischischiffige Querhausbasilika mit kreuzförmigem Grundriss und sächsischem Stützenwechsel wie in der Hildesheimer Michaeliskirche entstanden, die indes schwerste Zerstörungen am Ende des zweiten Weltkriegs erlitt. Zur Basilika gehörte ein Westriegel. Der Chor, unter dem die in die Vierung hineinreichende Umgangskrypta weitgehend erhaltenen ist, war von Beginn an erhöht; in den Umfassungsmauern der Krypta finden sich Teile der ersten kaiserlichen Marienkapelle Ludwigs des Frommen aus der Zeit nach 815 wieder. Die ebenfalls teilerhaltenen Seitenschiffkapellen mit den Maßwerkfenstern sowie der Neue Paradiesflügel, der das nördliche Querschiff in gleicher Höhe verlängert, sind durch die hohen Fensterbahnen, das Strebesystem sowie die abwechslungsreichen Zierformen deutlich als Anbauten des 14. und frühen 15. Jahrhunderts erkennbar. Den regelmäßigen Grundriss in einer Kreuzform erhält der Dom einerseits durch das nördlich am Querhaus stehende Neue Paradies, andererseits durch die an das Südquerhaus angebaute doppelgeschossige Sakristei aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert. Obwohl die Sakristei zu den Konventsbaulichkeiten gehört, ist sie aus funktionalen Gründen dem Domgebäude zugeordnet. Gleichwohl bezeugt das Domgebäude auch eine bewegte, weit über die mittelalterlichen Bestandteile hinaus gehende Baugeschichte bis ins 21. Jahrhundert hinein. Die einst den Innenraum vollständig einfassenden barocken Ausschmückungen wurden jedoch im März 1945 weitgehend zerstört und beim Wiederaufbau zwischen 1950 und 1960 schließlich in Gänze beseitigt. Schon in diesem Wiederaufbau spielten Betonkonstruktionen eine sichtbare Rolle, insbesondere in der Deckengestaltung und in den Gussformen für die Säulen der Mittelschiffarkaden und ihre Kapitelle. Demgegenüber bildeten die Fußböden aus blankgeschliffenen grünen und roten Natursteinplatten eigenartige Kontraste. Der bereits 1842-50 aus Gründen der statischen Sicherheit vollständig erneuerte Westriegel wurde für den Wiederaufbau nach den Kriegseinwirkungen ein zweites Mal abgetragen und in den 1950er Jahren nach dem Vorbild des Mindener Doms als Westwerk rekonstruiert. Diese Art der Rekonstruktion spiegelt den damaligen Wunsch nach einer vermeintlichen Ursprünglichkeit in ähnlicher Art wider wie die Rekonstruktion der Hildesheimer Michaeliskirche – eine retrospektive Haltung der Wiederaufbauzeit, die sich aus der charakteristisch deutschen Romanikverehrung der späten Kaiserzeit vor dem Ersten Weltkrieg bis in die 1950er Jahre fortgesetzt hatte. Die jüngste Domsanierung schließlich, die zur 1200-Jahrfeier 2014 abgeschlossen wurde, hat sowohl eine erneute Reromanisierung als auch eine musealisierende Erneuerung ins Dominnere eingebracht. Durch die Vermauerung des lichtdurchfluteten Nordparadieses wird die Reromanisierung in der dadurch wieder erzeugten Betonung der Längsachsensymmetrie deutlich. Die Musealisierung geht auf das Konzept der inszenierten Ausstattungsstücke, der konsequent purifizierten Raumfassung sowie der zeitgemäßen Einbauten aus Sichtbeton zurück. In diesem Konzept hatten die relativ jungen, farblich hervorstechenden Fußböden der Wiederaufbauzeit keinen Platz mehr.
Denkmalbegründung
Als Metropolitankirche, als klerikaler Mittelpunkt und Seelsorgezentrum einer der großen Bischofssitze in Norddeutschland hat der Hildesheimer Dom eine Baugeschichte, die bis in die karolingische Kaiserzeit zurückreicht. Somit weist er eine landesgeschichtliche Bedeutung auf. Mit Ausstattungsbestandteilen wie den monumentalen Bronzetüren, der einzigartigen Christussäule sowie den großen Radleuchtern aus dem 11. Jahrhundert, den Reliquienschreinen aus dem 12. Jahrhundert, dem bronzenen Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert und einem umfangreichen liturgischen Inventar, das in vielen Einzelstücken Weltrang beanspruchen kann, kommt dem Hildesheimer Dom auch eine kunsthandwerklich-künstlerische Bedeutung zu. Für die wissenschaftsgeschichtliche Betrachtung steuert der Hildesheimer Mariendom wie die benachbarte Michaeliskirche einige gesellschafts- und ideologiegeschichtliche Facetten bei, die seine wissenschaftliche Bedeutung als Anschauungs- und Studienobjekt begründen. Als höchstes Gebäude auf dem Hügel der Domimmunität besitzt der Dom schließlich städtebauliche Bedeutung, die wie aus der Nähe auch als Blickpunkt aus der Ferne wirksam wird. Über diese konkreten Bedeutungsfacetten hinaus begründet der außergewöhnliche universelle Wert des Hildesheimer Mariendoms, der 1985 zusammen mit der Michaeliskirche zur Eintragung in die Welterbeliste der UNESCO führte, das öffentliche Interesse an seiner Erhaltung.
Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
37504068 | | Ehem. Domburg
Literatur
PPN: 684000938 | Seitenangabe:

PPN: 030933706 | Seitenangabe: 698-706
Weiterführende Links
Eigene Website
Denkmaltopographie Stadt Hildesheim, Objektbeschreibung (seitenübergreifend)
Joseph Gregor Winck: Deggendorf 1710-Hildesheim 1781 : Leben und Werk eines Barockmalers in Norddeutschland — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 2: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1983
Lizenz
CC BY-SA 4.0
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