Ludgeri-Kirche

Datenblatt

Landkreis
Aurich
Gemeinde
Norden, Stadt
Gemarkung
Norden
Orts-/Stadtteil/Lage
Norden
Adresse
Am Markt 37
Objekttyp
Kirche (Bauwerk)
Baujahr
1201
bis
1500
Personen
Schnitger, Arp
Denkmalstatus
Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
Bedeutung
geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
Im Denkmalverzeichnis
Ja
Objekt-ID
34335931
Objekt-Nr.
96
Fachbereich
Bau und Kunst
Denkmalthema
Arp-Schnitger
Beschreibung
Inmitten des weiträumigen, z. T. mit Bäumen bestandenen Marktplatzes am Fuß einer Erhebung gelegen, auf der die 1756 mit ihren letzten Resten verschwundene monumentale Andreaskirche lag. Als erster Bau eine Saalkirche von der Breite des bestehenden Schiffes mit Apsis aus Tuffstein, in der heutigen Vierung gelegen, 1967 nachgewiesen. Dem bestehenden Bau gibt die Höhensteigerung vom niedrigen Langhaus des 13. Jh. über das im 14. Jh. begonnene Querhaus zum ab 1445 errichteten steilen basilikalen Chor seine unverwechselbare Silhouette. Mit einer Gesamtlänge von rund 80 m der größte Sakralbau Ostfrieslands, als Material Tuff- und Backstein. 1980-1985 umfassende Restaurierung. Vom flachgedeckten Schiff aus dem 2. Viertel des 13. Jhs. die westl. 10 m abgetrennt und profaniert, die Südseite z.T. durch ein angebautes Wohnhaus verdeckt. Die großen Spitzbogenfenster 1840 eingebrochen, Reste der alten Fenster auf der Nordseite. Am Westgiebel bereits frühgotische Formen - stumpfe Spitzbogenfenster mit umlaufendem Rundstab, ansteigende Blendbögen -, wohl erst um 1300 (nach dem Kirchenbrand von 1296) neu errichtet. Bau des Querschiffes nach 1318 begonnen, die heutige Höhe erst bei Errichtung des Chores ab 1445 geschaffen. Die beiden korbbogigen Querhausportale von hohen Spitzbogenblenden gerahmt, im nördlichen ein Türsturz mit giebelförmigem Abschluss, darauf eine Darstellung der anbetenden Könige, um 1250, wohl von der abgebrochenen St. Andreaskirche stammend. Bruchstücke eines zweiten giebelförmigen Tympanons 1967 im Fußboden gefunden. Am südlichen Querhausportal die Kopie einer auf den Chorbau zu beziehenden Bauinschrift von 1445, die originalen Fragmente jetzt im Inneren. Langgestreckter basilikaler Chor aus drei Jochen mit schmalem Vorjoch und 6/12-Schluss; in der Mittelachse ein Strebepfeiler bzw. innen ein Freipfeiler sowie breite Fenster mit einfachem Maßwerk aus sich durchkreuzenden Spitzbögen; am Chorpolygon Strebepfeiler. Der Innenraum gekennzeichnet durch den Kontrast der unterschiedlichen Raumhöhen und durch die reiche, unlängst freigelegte originale Farbigkeit in Querhaus und Chor. Im Schiff hölzernes Tonnengewölbe mit Ankerbalken, dat. 1746, die dünnen Zierrippen 19. Jh.; Querschiff und Chor mit steinernen Kreuzrippengewölben, an den Gewölbescheiteln hölzerne Scheiben. Der gesamte Chor mit dreizoniger Wandgliederung. Die untere, im Polygon stark gestelzte Arkadenzone mit kräftigen Rundpfeilern, darüber in gleicher Breite die hohen spitzbogigen Blenden des Triforiums und schließlich der weit in die Gewölbekappen geschobene, durchfensterte Obergaden. Zusammengefasst und in ihrer Höhenstreckung gesteigert werden diese Gliederungen durch die dünnen, von Schildbögen begleiteten Gewölbedienste, die auf den Kämpfern der Arkaden beginnen und bis in die Gewölbezone reichen. Chorumgang mit Durchblicken zum Hochchor. Fassung der spätgotischen Raumteile: die profilierten Bögen im Querhaus abwechselnd rot und schwarz mit weißen Fugen, an den Vierungspfeilern zusätzlich weiße Bahnen, die Gliederungen im Chor rot mit weißen Fugen. In Kontrast dazu die unterschiedlich gefassten Rippen der Gewölbe: im Chorumgang grau, im Chor rot, im Chorpolygon wiederum grau; die Scheitelpunkte sämtlicher Gewölbe mit mehrfarbigem Streifenmuster, in den Gewölbekappen zarte Ranken und Ornamente. In der Ostkappe des Vierungsgewölbes die Darstellung der Deesis, Mitte 15. Jh. Vom spätgotischen Hochaltar der mächtige, mit Kielbögen, Krabben und Fialen geschmückte Baldachin sowie hinter dem heutigen Aufbau Reste des alten Retabels erhalten. Seit der Renovierung 1985 unterhalb des Baldachins wieder freigelegt ein protestantischer Flügelaltar von 1582 mit Inschriften innerhalb einer Rollwerkkartusche, der zugehörige Altartisch mit ionischen Säulchen 1577. Die bis 1985 vor den Inschriften angebrachten Gemälde des Groninger Malers de Hosson von 1785 jetzt im Langhaus.Spätgotisches Sakramentshaus, westfälische Arbeit, um 1480, ein hoher Tabernakelturm in durchbrochenen Architekturformen aus Baumberger Sandstein; eine der drei Figuren stammt aus der Werkstatt des Meisters des Molberger Altares. Selten die originale Bemalung der Innenseiten des Gehäuses mit 4 weihrauchschwingenden Engeln. Taufstein 15. Jh., der Sockel erneuert. Wichtig für die Gesamtwirkung die verschiedenen hölzernen Austattungsstücke: Nahezu vollständiges spätgotisches Chorgestühl, dat. 1481, die Stirnwangen mit Reliefs der Verkündigung und der Kreuzigung. Als westl. Abschluß zwei Zweisitze mit Wappen der Cirksena, die sog. Grafenstühle, und ein Dreisitz; weitere Teile im Chorumgang. Oberhalb der Grafenstühle der den Raumeindruck bestimmende, 1601 errichtete Fürstenstuhl, durch dessen lettnerartige Empore Chor und Vierung voneinander getrennt werden. Mit Statuetten und Ornamenten verzierte, holzfarbene Kanzel, 1712 von Baumeister R. Garrelts, Hamburg; am Kanzelkorb der Salvator, Johann Baptist und die vier Evangelisten, in den Nischen und an der Treppe die 12 Apostel, darüber der weit vorkragende, turmartig überhöhte Schalldeckel mit weiteren Figuren. Orgel, 1685-1688 von Arp Schnitker, mit um den südöstl. Vierungspfeiler herumgebauten Prospekt. Verschiedene Emporen im Querhaus 18. Jh., der giebelbekrönte Windfang des südlichen Querhausportals dat. 1595. Kastengestühl mit Balustergittern, teils dat. 1621 oder 1661, sonst 18. Jh. Im Chorumgang acht z. T.stark beschädigte Statuen aus Baumberger Sandstein, Mitte 13. Jh., bis 1957 in den Blendarkaden des Querhausgiebels, vielleicht von der Vorhalle der abgebrochenen Andreaskirche. Am nordöstlichen Vierungspfeiler großes Sandsteinepitaph für Unico Manninga (gest. 1588). Der mit Statuetten und Reliefs geschmückte Rahmen stammt von einer Wiederherstellung 1678, vom ersten Epitaph nur die lebensgroße Darstellung des Toten und die Reliefbüste im Aufsatz übernommen. Zahlreiche Holzepitaphe und Totenschilde 16.-18. Jh., darunter der aus belgischem Blaustein gefertigte Grabstein des Knaben Edo Johansen (gest. 1634) mit Darstellung des Verstorbenen und das klassizistische Sandsteinepitaph des H. L. Dam (gest. 1790). Kronleuchter, 17. Jh.
Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
34333501 | | Historischer Marktplatz
Literatur
PPN: 030933706 | Seitenangabe: 990-992
Weiterführende Links
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Kulturerbe Orgellandschaft Nordwest
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