Die Ebstorfer Weltkarte: Das Weltbild des Mittelalters

Von Mario Pahlow

Die Ebstorfer Weltkarte ist nach ihrem Fund- und wahrscheinlichen Entstehungsort, dem Benediktinerkloster Ebstorf, benannt, wo sie 1830 in einer Abstellkammer entdeckt wurde. Details zu ihrer Entstehungsgeschichte sind weitestgehend unbekannt. Lange Zeit wurde sie einem anglo-normannischen Kleriker namens Gervasius von Tilbury zugeschrieben, was inzwischen aber als fraglich gilt. Es wird vermutet, dass die Weltkarte das Endprodukt einer langen Reihe von verschiedenen mittelalterlichen Kartenwerken darstellt, die sehr eindrucksvoll das damalige Verständnis der Welt mit christlicher Prägung zeigt. Dafür steht die Ausrichtung nach Osten mit dem Paradies ganz oben in der Karte. Auch weitere biblische Themen werden dargestellt, wie die Arche Noah und der Turm zu Babel. Aber auch einige mythologische Szenen sind zu sehen (Amazonen).
Die Erde ist als Leib Christi mit Kopf, Händen und Füßen dargestellt. Im Zentrum des damaligen Weltbildes steht das goldene Jerusalem, die Heilige Stadt. Europa befindet sich im Quadranten unten links, wo Niedersachsen eine randständige Position unmittelbar vor Norwegen und Island einnimmt. Gezeigt werden die damals bedeutenden Städte Goslar, Hildesheim, Braunschweig, Hannover, Verden und Lüneburg. Während Lüneburg in diesem Kontext aufgrund seiner überregionalen Rolle als Salzstadt aufgelistet ist, erfuhr Verden Beachtung als Bistum. Die überragende Größe der Städte Lüneburg und Braunschweig dürfte durch die Entstehungsregion bedingt sein.

Die Ebstorfer Weltkarte wurde bei einem Bombenangriff auf Hannover 1943 zerstört, aus mehreren Dokumentationen wurden insgesamt vier Repliken gefertigt, von denen eine im Museum Lüneburg zu bewundern ist. Sehr empfehlenswert ist auch die interaktive Ausgabe der Ebstorfer Weltkarte auf den Internetseiten der Leuphana Universität Lüneburg mit Übersetzungen der lateinischen Schrift – ein gelungenes Beispiel für die digitale Aufbereitung von Denkmalbeständen.

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