Moorsiedlung Hunte 1 – größer als gedacht: Neue geophysikalische und archäologische Untersuchungen

Von Marion Heumüller, Jan Piet Brozio und Tina Wunderlich

Ein in ganz Norddeutschland einmaliger und in archäologischen Fachkreisen berühmter Fundplatz ist die jungsteinzeitliche Moorsiedlung Hunte 1, die nördlich des Dümmer Sees im Niedermoor liegt. Zwischen 1938 und 1940 wurde hier unter Leitung des Archäologen Hans Reinerth eine 120 x 75 m große Siedlung ausgegraben und dabei 24 Häuser freigelegt, die von einer Palisade umgeben waren. Dank der besonderen Erhaltungsbedingung im ständig wassergesättigten Niedermoor blieb ein Teil der Bauhölzer über 5000 Jahre erhalten. Knapp 40.000 Fundobjekte, Geräte aus Feuer- und Felsgestein, mehrere tausend Keramikscherben, hunderte Knochen-, Geweihartefakte und sogar Holzwerkzeuge und Schmuckstücke aus Bernstein zeugen vom täglichen Leben der Bewohner und davon, dass der Platz am Ende des 4. Jahrtausends und im 3. Jahrtausend v. Chr. von Gruppen der Trichterbecherkultur, der Einzelgrabkultur und der Glockenbecherkultur offenbar wiederholt besiedelt worden war.

Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen der Christian-Albrechts-Universität Kiel, dem SFB 1266 und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege wurde das Areal im August und September 2022 erneut untersucht. Die zuerst durchgeführten geophysikalischen Untersuchungen (Ground Penetrating Radar, Electrical Resistivity Tomography) zeigten Anomalien innerhalb und außerhalb des bekannten Siedlungsgeländes. Bei Nachgrabungen entpuppten sich diese Anomalien als hölzerne Pfähle. Damit ließ sich einerseits die vor über 80 Jahren untersuchte Palisade genau lokalisieren, andererseits gelang der Nachweis, dass sich ungestörte Siedlungsschichten mit Pfählen, liegenden Bauhölzern und Funden weit über das bekannte Siedlungsareal hinaus in südwestliche und nordöstliche Richtung fortsetzen. Offenbar wurden bei den früheren Ausgrabungen keineswegs alle Baustrukturen entdeckt. Dass der mehrfach aufgesuchte Siedlungsplatz deutlich größer und komplexer war als es bislang bekannt ist, zeigen auch neu an das NLD abgegebene Oberflächenfunde. Die Datierung, Analyse und Auswertung der Vermessungs- und Ausgrabungsdaten ist der nächste Schritt zur Rekonstruktion der Fundstelle.

Literatur

J. P. Brozio, M. Heumüller, Ein jungsteinzeitliches Dorf am Ufer der Hunte - der Siedlungsplatz Hunte 1. In: F. Klimscha, L. Wiggering (Hrsg.): Die Erfindung der Götter. Die Steinzeit im Norden., Petersberg: Michael Imhof Verlag; 2022, 372–377.

R. Kossian R. Hunte 1 : Ein mittel- bis spätneolithischer und frühbronzezeitlicher Siedlungsplatz am Dümmer, Ldkr. Diepholz (Niedersachsen). Die Ergebnisse der Ausgrabungen des Reichsamtes für Vorgeschichte in den Jahren 1938 bis 1940. Kerpen-Loogh: Welt und Erde; 2007.

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.