Gebietsfreischaltung in der Bau- und Kunstdenkmalpflege: Der Landkreis Osterholz

Von Birte Rogacki-Thiemann

Der Landkreis Osterholz nördlich von Bremen ist geologisch geprägt von weitreichenden Moorgebieten, von denen das Teufelsmoor das bekannteste ist – nicht zuletzt ins Bewusstsein gerückt durch die Künstlerkolonie Worpswede. Worpswede ist auch der Ort, der im Hinblick auf den Landkreis Osterholz am präsentesten in der öffentlichen Wahrnehmung ist. Hier haben nicht nur Künstler gelebt und gearbeitet und den Ort in ihren Werken dokumentiert, sondern auch zahlreiche Museen, Galerien und ein gut erhaltener Denkmalbestand machen Worpswede zu einem beliebten Ausflugsziel. So sind hier insbesondere die Bauten der Architekten und Künstler Bernhard Hoetger (wie das Café Worpswede oder der so genannte „Niedersachsenstein“) und Heinrich Vogeler (wie der Barkenhoff oder der Bahnhof Worpswede) hervorzuheben, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Eine besondere Kuriosität Worpswedes ist daneben das als „Käseglocke“ bezeichnete Haus, das 1925/26 vom Künstler Edwin Koenemann errichtet wurde. Deutlich älter sind die Bauten der Moorkolonisation, die ab 1751 planmäßig durch die königliche Regierung in Hannover betrieben wurden und die eng mit dem Moorkolonisator Jürgen Christian Finndorff (1720-1792) verknüpft sind. Die Moore um Worpswede wurden durch seine Initiative in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vermessen, entwässert und durch Kolonisten bevölkert. Hiervon zeugen im Landkreis Osterholz noch die ältesten Moorkolonien Neu St. Jürgen und Wörpedorf sowie mit einem gut erhaltenen Baubestand die Findorff-Siedlung Altenbrück. In den Zusammenhang mit der planmäßigen Moorentwässerung gehört auch der Oste-Hamme-Kanal, der größtenteils im Landkreis Osterholz verläuft.

Nördlich von Worpswede und damit nördlich der Hamme liegt die Osterholzer Geest, wobei der scharfe Geestrand im Süden durch die Gemeinden Ritterhude und Osterholz-Scharmbeck gebildet wird, während sich daran nördlich ein welliges sandiges Moränengebiet anschließt, in dem traditionell vor allem große Hofanlagen in Einzellage vorkommen. Ritterhude ist eine bereits im Mittelalter erwähnte Siedlung, die Anfang des 20. Jahrhunderts durch die private Stiftung der Geschwister Ries sechs neue kommunale Bauten erhielt und somit einen wesentlichen Aufschwung nahm, während Osterholz-Scharmbeck in seiner heutigen Form erst 1927 durch den Zusammenschluss der beiden Gemeinden entstand. Maßgeblich hierfür verantwortlich war der Bau der Eisenbahnlinie Bremen-Geestendorf (Bremerhaven) im Jahre 1862 und die Errichtung eines Bahnhofs zwischen den beiden Flecken Osterholz und Scharmbeck sowie die Benennung des Bahnhofs in der heutigen Schreibweise als „Osterholz-Scharmbeck“.

Der Landkreis hat seinen Namen dem ehemaligen Marienkloster in der Kreisstadt Osterholz zu verdanken, dessen Basilika aus dem 12. Jahrhundert als Klosterkirche erhalten ist. Bis zum Dreißigjährigen Krieg war das Kloster, wie auch das benachbarte Kloster Lilienthal Teil des Erzstifts Bremen, das später nach seiner Säkularisation Teil des Herzogtums Bremen-Verden wurde. Aus den Klöstern gingen in diesem Zusammenhang die Ämter Osterholz und Lilienthal hervor, die 1867 mit dem Amt Blumenthal zum Kreis Osterholz vereinigt wurden. Das noch im ehemaligen Klosterbezirk liegende Amtshaus Osterholz ist ein bauliches Zeugnis dieser politischen Neuordnungen.

Im Westen erstreckt sich der Landkreis bis an die Weser, hier liegen die großen Marschbauernhöfe und damit gut erhaltene komplette Hofanlagen. Die meist in Zweiständerbauweise errichteten Wohn- und Wirtschaftsgebäude bestehen in der Regel aus Fachwerk mit Backsteinausfachung und haben traditionell ein reetgedecktes Halb- oder Krüppelwalmdach. Es handelt sich um Hallenhäuser, nicht selten mit erhaltenem Innengerüst mit Diele, Flett und Kammerfach. Die ältesten von ihnen stammen noch aus dem 17. Jahrhundert. Insgesamt 126 Wohn- und Wirtschaftsgebäude stehen im Landkreis unter Denkmalschutz, der Großteil stammt aus dem 19. Jahrhundert. So ist beispielsweise der gesamte kleine Ort Meyenburg in der Gemeinde Schwanewede geprägt von Wohn- und Wirtschaftsbauten des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche Nebengebäude – hier insbesondere Scheunen, einige Ställe und wenige Backhäuser – haben sich ebenfalls erhalten. Komplettiert wird die Denkmallandschaft, die über 400 Objekte umfasst, schließlich durch einige Windmühlen, Leuchttürme – die als Ober- und Unterfeuer auf der Weserinsel Harriersand stehen – und die insgesamt 13 Kirchen, von denen sechs noch aus dem 12. und vor allem 13. Jahrhundert stammen, während die übrigen geschlossen der Zeit der Moorkolonisation zwischen etwa 1750 und 1800 entstammen.

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