Domburg Hildesheim – ein neuer Altfund

Von Markus C. Blaich

Gelegentlich lohnt es sich, die Fundlisten und Kartons älterer Grabungen durchzusehen – so geschehen im Winter 2021/22 im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD). Im Jahr 2015 hatte das NLD die Dokumentation zu den im Hildesheimer Dom durchgeführten archäologischen Ausgrabungen in seine Wissenschaftlichen Sammlungen übernommen. Nun galt es, die etwa 3 Regalmeter umfassende analoge Dokumentation schrittweise zu überprüfen und besonders aussagekräftige Teile in digitaler Form zu erfassen. Dabei fiel ein Eintrag aus dem Jahr 2010 auf, der da lautet: „Kreuzförmiges Blech, Cu / Fe an der Unterseite, rostig“. Das Objekt stammt aus einem Grabungsschnitt im Umfeld des Domes bzw. des heutigen Dommuseums.

Nach Öffnen der Fundkiste und der verschiedenen, darin befindlichen kleineren Kartons erwies sich das „kreuzförmige Blech“ als kleine, sorgfältig gearbeitete Kreuzfibel aus Buntmetall. Das Stück ist etwa 2 cm groß. Die ehemals an den Armen und im Zentrum der Vorderseite vorhandenen, rundlichen Glaseinlagen sind ausgefallen. Auf der Rückseite haben sich Reste des korrodierten Nadelapparats aus Eisen erhalten, dazu geringe, Textilreste. Diese waren leider, trotz erster konservatorischer Behandlung in den Restaurierungswerkstätten des NLD, nicht näher zu bestimmen.

Das unscheinbare Stück kann anhand zahlreicher Vergleichsfunde in die Zeit um 1100 und in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden. Der Hildesheimer Fund kann zur genaueren zeitlichen Einordnung der Fibelgruppe leider nichts beitragen – er stammt nämlich aus einer Schuttschicht, die nach Ausweis der darin enthaltenen Keramik in das 17. Jahrhundert zu datieren ist.

Im Mittelpunkt der Forschungen zum Hildesheimer Dom stand vor allem seine Gründung im 9. Jahrhundert – diese wurde bislang unter dem Eindruck der etwas legendenhaft anmutenden Überlieferung in die Jahre um 815 gesetzt. Auch die jüngeren Baubefunde Umbauphasen aus dem 11. und 12. Jahrhundert wurden intensiv diskutiert, während die Betrachtung der zahlreichen Kleinfunde eher kursorisch erfolgte. So verdient die Fibel trotz alledem etwas Aufmerksamkeit. Sie stammt wahrscheinlich aus einer bei Bauarbeiten oder der Anlage einer Nachbestattung verräumten älteren Bestattung und gibt damit einen Hinweis auf die bislang nur wenig diskutierte hochmittelalterliche Nutzung des Geländes um den Dom.

 

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