Wie kommt (m)ein archäologisches Denkmal in den Atlas?

Datenqualifizierung für den Denkmalatlas

von Nadja Lüdemann, Anke Matthes und Alexandra Philippi

Im Denkmalatlas werden nur die ausgewiesenen Denkmale gezeigt, deren Eigentümer benachrichtigt wurden. In der Regel sind dies obertägig sichtbare Objekte wie bspw. Grabhügel, Landwehren oder Burgen. Für Niedersachsen sind bislang etwa 30.000 solcher archäologischen Baudenkmäler bekannt. Sie werden nun in den nächsten Jahren von einem Team aus Archäologen*innen und Grabungstechniker*innen qualifiziert und im Denkmalatlas sukzessive für die Öffentlichkeit bereitgestellt.

Das Team geht hierbei geordnet und strukturiert vor, da nur so die enorm große Datenmenge bearbeitet werden kann. Einige der Mitarbeiter*innen nehmen vor Ort die Denkmäler auf (siehe dazu: https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/aspekte/interview-schwarz/). Bei den anderen erfolgt ein Großteil der Arbeit zunächst vom Schreibtisch aus, mithilfe der Datenbank ADABweb, in der alle bekannten archäologischen Baudenkmale, Bodendenkmale und Fundstellen Niedersachsens verzeichnet sind.

Zunächst werden die zur Qualifizierung vorgesehenen archäologischen Objekte nach Landkreisen gefiltert und eine Liste aller ausgewiesenen Denkmale der Region erstellt, die nun schrittweise alphabetisch nach Gemarkungszugehörigkeit abgearbeitet werden kann. Alle Arbeitsschritte werden mithilfe der Liste dokumentiert und gegebenenfalls entstandene Probleme vermerkt, sodass diese im Austausch mit dem Team diskutiert und gelöst werden können.

Nachdem die Liste der relevanten Denkmale erstellt wurde, werden nun die einzelnen Objekte mit ihren Informationen in der ADABweb abgerufen. Zunächst wird mittels der Kartierungsfunktion die Lage des Denkmals überprüft. Aufgrund neuer ALS-Daten (Airborne-Laserscan) kann die Lokalisierung der meisten Denkmale nun auf 1 m genau erfolgen, ohne hierfür ins Gelände zu müssen. Die Signaturen der Denkmale können mittels „drag & drop“ einfach auf die sichtbaren Geländestrukturen verschoben werden. Da sich hierbei Flurstücke ändern können, werden im nächsten Schritt im Kartierungssystem der ADABweb nun die Flurstückdaten geladen und bereits eingetragene Flurstücknummern gegebenenfalls geändert und korrigiert. Treten Änderungen auf, werden diese vermerkt und eine Fortführung beantragt, damit die Benachrichtigung der Eigentümer erfolgen kann.

Im nächsten Schritt erfolgt die eigentliche Bereitstellung der Denkmal-Daten für den Denkmalatlas. Hierfür werden die Informationen des Datenblattes in der ADABweb – vor allem die Objektbeschreibung, die Datierung und gegebenenfalls die Maßnahmen (Ausgrabungen, Prospektionen, Bohrsondagen etc.) – kopiert und ein Erläuterungsfeld für den Denkmalatlas angelegt, in dem diese Informationen strukturiert und korrigiert eingefügt werden. Auf dem Datenblatt zeigt sich nun der angelegte Textbaustein unter der Überschrift „Bürgerportal“. Sind Fotografien der Denkmale vorhanden, werden diese nun ebenfalls für den Digitalen Denkmalatlas bereitgestellt. Ist dies geschehen, muss nun nur noch der Level des Objektes gesetzt werden. Hierfür ist ein Reiter mit den Level 1–3 angelegt. 1 für Denkmale, für die lediglich Text vorliegt; 2 für solche, die neben Text auch über Fotos verfügen und Level 3 für Denkmale mit längeren Texten, Fotografien und verweisender Literatur zum Objekt. In der Regel ist das Denkmal am nächsten Tag im Denkmalatlas verfügbar.

Die Auswertung der ALS-Daten bietet neben der oben beschriebenen Möglichkeit der genauen Lokalisierung bekannter Denkmale noch weitere Vorteile, wie sich an einigen Beispielen aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg zeigen lässt.

So können bei bereits erfassten Objekten noch weitere Bestandteile und deren Strukturen erkannt werden. Recht eindrücklich stellt sich dies bei der Wegsperre von Schletau (FStNr. 18) dar. 2003 war von ihr nach einer älteren Meldung und einem Karteneindruck (DGK 5 von 1998) nur ein Graben mit seitlichen Wällen bekannt. 2007 wurde dann bei einer Begehung im Gelände noch ein Graben festgestellt. Durch das digitale Geländemodell ist jetzt deutlich, dass zu der Anlage noch ein dritter paralleler Graben und ein weiterer im Norden gehören.

Es werden auch neue potentielle Denkmale entdeckt. Häufig ist dies bei Grabhügelfeldern, wie dem von Granstedt (FStNr. 1), der Fall. Hier konnten zwischen den bereits aufgenommenen Grabhügeln weitere, im Gelände nicht leicht wahrnehmbare stark verflachte Erhebungen erkannt werden. Die ALS-Daten sind auch sehr hilfreich, um Objekte, die nach den verfügbaren Angaben aus den Akten im Gelände nicht aufgefunden werden konnten - sofern noch vorhanden - zu lokalisieren.  So konnte jetzt die Lage des Gräberfeldes von Marlin (FStNr. 1) ermittelt werden.

Es folgt die Kontrolle im Gelände. Sobald der Eigentümer benachrichtigt und das Objekt in das Verzeichnis der Kulturdenkmale eingetragen ist, kann es im Denkmalatlas erscheinen. Die im Denkmalatlas Niedersachsen verzeichneten Denkmale gehören zu einer von unseren Vorfahren angelegten kulturellen Landschaft, durch die wir einen Einblick in die damalige Lebensweise bekommen können. Die Eigentümer der Denkmale, die im Denkmalatlas bereitgestellt werden, können sich über ihren Besitz glücklich schätzen. Dadurch, dass sie die Objekte auf ihren Grundstücken erhalten und pflegen, bewahren sie niedersächsisches Kulturgut und tragen damit zum Erhalt einer vielfältigen Denkmallandschaft bei, die dadurch für künftige Generationen erfahrbar sein wird.

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