Sicher ist sicher: Wall und Graben um einen Speicher

Von Ulrich Kinder

Eine nicht nur im Landkreis Ammerland vorkommende Denkmalgattung ist der heute doch recht selten gewordene „Befestigte Speicher“ oder „Wehrspeicher“, der durchgehend ins Spätmittelalter und die Frühneuzeit datiert wird. Es handelt sich dabei um eine rundliche oder quadratische Insel, auf der einmal ein turmartiger Speicherbau aus Fachwerk stand, die von einem im Flachland zumeist wassergefüllten Graben umgeben wird. Die Türme werden auch als „Bergfried“ bezeichnet und gehören immer zu einem nahe gelegenen Bauernhof. Im Ammerland haben sich bis heute lediglich zwei solcher Anlagen erhalten, beide haben schon länger keinen Turm mehr.

Entdeckt wurde die kleine Anlage vom Verfasser bei der Inventarisierung der Archäologischen Baudenkmale des Landkreises bei der systematischen Auswertung der ALS-Daten. Der Befestigte Speicher liegt in der Gemeinde Wiefelstede nahe des Hofes Mansholt, der in Mittelalter und Neuzeit ein Tafelgut der Grafen von Oldenburg war und damit zu den großen gräflichen Gutshöfen zählte. Er liegt 230 m südöstlich des Gutshofes im Wald und besteht aus einem nahezu quadratischen Plateau von 15,7 x 14,3 m, das von einem nur noch 0,6 m tiefen Graben umgeben wird, der noch saisonal Wasser führt. Der Graben ist 4 – 5 m breit und wird von einem 4 m breiten und nur 0,3 – 0,5 m hohen Wall umgeben, dem deutlich anzusehen ist, dass er aus dem kaum überarbeiteten Aushub des Grabens besteht. An seiner Westseite und am Westeck ist ein weiterer seichter Graben erkennbar, der sich ursprünglich um die gesamte Anlage herumgezogen haben dürfte. Dieser Bereich ist allerdings durch Stubbenwälle stark beeinträchtigt worden

Dass diese kleine 33 x 33 m (ohne den äußeren Graben) messende Anlage auch als kleine Gräftenburg bezeichnet werden kann, liegt auf der Hand. Allerdings besteht doch ein deutlicher Größenunterschied zwischen den Gräftenburgen der Region, deren zentrales Plateau mindestens 25 x 25 m Umfang hat und vergleichbaren Befestigten Speichern im Ammerland und im Landkreis Osnabrück die genauso kleine Plateaus haben wie die Anlage von Mansholt. Auch wäre der Wall bei einer Burg sorgfältiger überarbeitet worden, genauso das Plateau, das eine recht unregelmäßige Oberfläche aufweist, zu der auch eine zentrale Grube gehört, die als letzter Rest des eingetieften, halb kellerartigen Raums unter dem Turmspeicher ansprechbar ist.

Überraschend ist, dass der Speicherbau sich wie schon bemerkt 230 m vom Gutshof entfernt befindet. Ein Arrangement, das zwar nicht einmalig ist, aber doch die Frage aufwirft, ob nicht zur Erbauungszeit des Speichers der Gutshof näher lag oder ob er nicht zu einem vollständig abgegangenen Hof gehört hat, der zwischen dem Tafelgut und dem Speicher gelegen hat. Dieser Hof ist dann allerdings schon vor dem Ende des 18. Jh. spurlos verschwunden, da in der Oldenburgischen Vogteikarte von ca. 1790 bereits die heutige Situation gezeigt wird.

Warum aber wird der Speicherbau wie eine Gräftenburg mit Wall und Wassergraben umgeben? Zum einen natürlich als Schutz vor Dieben sowie Mäusen und Ratten, allerdings dürfte auch der Brandschutz eine Rolle gespielt haben. Und da der Vergleich mit einer kleinen Burg (wie der bei beiden Anlagen genutzte Begriff „Bergfried“ schon zeigt) so nahe liegt, konnte ein solcher Befestigter Speicher auch repräsentativen Charakter haben, gerade dann wenn mit dem anzunehmenden doppelten Wassergraben ganz bewußt das bekannte Vorbild der Gräftenburg nachgeahmt wurde, die der bevorzugte Bautyp der Grafen von Oldenburg im Spätmittelalter war.

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