
Die Denkmale des Landkreises und der Stadt Uelzen im Denkmalatlas Niedersachsen
Das Gebiet des heutigen Landkreises Uelzen, der im Kern bereits im Jahr 1885 als solcher gebildet wurde, war ursprünglich Teil des alten Bardengaus und lag hier jahrhundertelang im Grenzgebiet gegen einfallende Slawen aus Osten. Durchzogen wird der Landkreis von der Ilmenau, die schon frühen Siedlern gute verkehrstechnische und landwirtschaftliche Voraussetzungen bot. Uelzen gehört bis heute zu den agrarisch am intensivsten bewirtschafteten Landkreisen Niedersachsens, was sich auch in seiner Denkmalstruktur abbildet, die aus einem Großteil landwirtschaftlicher Bauten besteht. Zahlreiche Hofanlagen mit Hallenhäusern als Wohn-/Wirtschaftsgebäude, meist in Fachwerk mit Backsteinausfachung, sind erhalten, ebenso aber auch Nebengebäude wie Scheunen, Ställe, Speicher und Backhäuser. Da sich der Landkreis am Rand der Lüneburger Heide befindet, sind auch zahlreiche Schafställe überkommen. Bestimmend für die Lage der Dörfer ist zumeist die Nähe zu einem der zahlreichen Wasserläufe (Aue, Schwienau, Gerdau, Hardau, Wipperau usw.). Hier wurden auch schon früh verschiedene bedeutende Mühlen errichtet, von denen sich Nachfolgebauten wie die 1765 (i) errichtete Wassermühle in Holxen oder auch die Uelzener Papiermühle an der Ilmenau von 1808 erhalten haben.
Als Keimzelle der namengebenden Stadt Uelzen ist das Kloster Oldenstadt – gegründet bereits im 10. Jahrhundert – zu nennen, wenngleich der Ortskern der Marktsiedlung um 1250 nach Westen (auf das heutige Stadtgebiet) verlegt wurde. Die Verleihung des Stadtrechts 1270 und der etwa zeitgleich begonnene Bau der dortigen Marienkirche manifestieren die Stadtwerdung. Bis heute ist das Bild Uelzens vom dreischiffigen Hallenbau geprägt, um den sich im alten Stadtkern die Bürgerhäuser gruppieren. Uelzen erlitt 1647 eine massive Brandkatastrophe, sodass der bauliche Bestand dieser Bürgerhäuser nur bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht und nicht selten (wie in der Bahnhofstraße, nördlich der Kirche) direkt im Jahr 1647 neu erstanden ist. Zu nennen sind hier z.B. auch die Fachwerkbauten entlang der Achterstraße, die zeitgleich als Speicher errichtet wurden.
Andere städtische Kerne des Landkreises wie Bad Bevensen, Bodenteich und Ebstorf haben ebenso keinen Baubestand, der vor dem 17. Jahrhundert liegt. Vor allem das 19. Jahrhundert ist hier – wie auch in Uelzen – durch wachsenden Wohlstand und die frühe Anbindung an die Eisenbahn gut vertreten.Als herausragende Baudenkmale des Landkreises Uelzen sind neben der bereits erwähnten, im Kern aus dem 12. Jahrhundert stammenden Oldenstadter Klosterkirche zudem die beiden Heideklöster Ebstorf (erstmals urkundlich erwähnt 1197) und Medingen (1336) zu nennen. In Ebstorf steht noch die Backsteinhallenkirche aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, während die Kirche in Medingen mitsamt der umliegenden Konventsgebäude im späten 18. Jahrhundert neu errichtet wurde. Das Kloster Medingen ist nicht nur der einzige komplette Neubau eines evangelischen Frauenklosters im Fürstentum (Celle-)Lüneburg, sondern übertrifft in seinen Dimensionen und seinem künstlerischen Anspruch alle übrigen Neubauten evangelischer Klöster bei weitem – nicht nur in Niedersachsen, sondern weltweit. Möglich wurde der Neubau des Klosters durch das Engagement der Äbtissin Margaretha Elisabeth von Braunschweig (1755-1793), die nach dem Brand des Klosters 1781 als bereits über 80jährige durch Eingaben bei Hofe erreichte, dass aus Mitteln der Landeskasse (König von England und Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg war damals Georg III.) ein aufwändiger Neubau errichtet werden konnte, trotz ständiger Ermahnungen zur Sparsamkeit. Kloster Medingen ist somit auch ein persönliches Denkmal für eine couragierte Äbtissin und ein Denkmal für die Landesverwaltung im späten 18. Jahrhundert.
Daneben gibt es zahlreiche weitere Kirchen, die das gesamte Spektrum der Baugeschichte abdecken von der Romanik (z.B. St. Laurentius in Stederdorf) über die frühe Gotik mit einfachen Rechtecksälen (z.B. St. Bartholomäus in Lüder) und späteren Formen mit Polygonalabschlüssen im Chor (z.B. die St. Marienkapelle in Riestedt) bis zu frühneuzeitlichen Bauten (St. Martin in Nettelkamp von nach 1519 und St. Nicolai in Holdenstedt von 1690); und auch spätere Kirchen sind gut überkommen, so die St. Remigiuskirche von Suderburg, deren Saal 1753 vom kurhannoverschen Landbaumeister Otto Heinrich von Bonn entworfen wurde (dies ist im Übrigen die einzige Fachwerkkirche des Landkreises) sowie die schon erwähnte barocke Klosterkirche in Medingen und im frühen 19. Jahrhundert als Ersatzbauten für ältere Kirchen einige klassizistischen Bauten von Konsistorialbaumeister Friedrich August Ludwig Hellner (z.B. St. Bartholomäus in Himbergen) und schließlich zahlreiche historistische Bauten, die von Architekten der Hannoverschen Schule entworfen wurden (z.B. St. Johannes der Täufer in Ostedt, 1908/09 von Eduard Warnecke).
Daneben gibt es einige gut erhaltene Adelshöfe und ehemalige Amtssitze wie die Burg in Bodenteich, die im Kern noch aus dem 16. Jahrhundert stammt, dann aber Anfang des 18. Jahrhunderts als Amtssitz ausgebaut wurde, oder das Herrenhaus von Veerßen, das als schlichter Fachwerkbau ebenfalls Anfang des 18. Jahrhunderts an Stelle einer älteren Wasserburg entstand. Das aus denselben Jahren stammende Gutshaus von Holdenstedt (1700-1708) ist dagegen ein verputzter Massivbau mit barocker Fassadengestaltung. Zu allen Adelssitzen gehörten große Gutshöfe und Ländereien wie sie z.B. in Molzen überliefert sind.
Stadt und Landkreis Uelzen lassen sich entdecken – dies auch aufgrund der recht guten Eisenbahnanbindung. Das jüngste Denkmal ist entsprechend der Bahnhof in Uelzen, der – 1885 von Baurat Hubert Stier entworfen – zur hannoverschen Expo 2000 durch den Künstler Friedensreich Hundertwasser umgestaltet wurde und seitdem ein vielbesuchtes Ausflugsziel darstellt.
Zum Weiterlesen:
Wilhelm Lucka: Landkreis Uelzen, Denkmaltopographie BRD, Baudenkmale in Niedersachsen 27, Braunschweig/Wiesbaden 1984
Christian Wiechel-Kramüller: Kirchen, Klöster und Kapellen im Landkreis Uelzen, Suhlendorf 2015